Sonntag, 18. Februar 2018

Frauenrechte und rechte Frauen.

Ja heisst ja, nein heisst nein, 120db, der Feminismus und ich.

Da mir die Frage in letzter Zeit häufiger gestellt wird, vor allem durch das Aufkommen neuer (anti)feministischer Projekte im rechten Spektrum, möchte ich hier eine möglichst kurze aber hoffentlich verständliche Antwort geben. Melanie, wie feministisch bist du eigentlich?

So einfach ist das ganze leider nicht. Während mich mein Lager als feministisch betrachtet, betrachtet mich das andere Lager als antifeministisch.
Ich persönlich kann aber weder dem modernen Feminismus in seiner heutigen radikalen Form etwas abgewinnen, noch kann ich es nicht lassen peinlich berührt wegzuschauen, wenn sich meine Mitstreiterinnen ungeniert als Antifeministinnen bezeichnen.
Ich ziehe es daher vor mich als "Frauenrechtlerin" zu bezeichnen. Der Feminismus, wie er es einst war, zu Zeiten der Frauenrechtsbewegungen, fernab der Moderne mit ihrem liberalen und universalistischen Weltbild, hat noble Ziele verfolgt und ich bin dankbar dass sich Männer und Frauen dafür engagiert haben, dass ich heute hier sitzen kann und so eine riesengroße Fresse haben kann.

Ich bin der geläufigen Auffassung dass Männer und Frauen "gleichwertig" aber nicht "gleichartig" sind. Die Frage ist nun, was man aus dieser These macht. Ist die Frau aufgrund ihrer andsartigen Gehirnwindungen nun dazu geschaffen, sich für Putzen und Kleider zu interessieren? Letztendlich ist es wichtig zu erkennen, dass man stolz darauf sein kann eine Frau zu sein und Eigenschaften mit sich zu bringen, die ein Mann niemals erfüllen kann. Ebenso aber auch andersherum: der Mann bringt eben auch Eigenschaften mit sich, die eine Frau trotz aller Bemühungen nicht erlernen kann.

Ich denke das aller wichtigste ist, egal ob Feministin oder Antifeministin, letztendlich durch Handlungen zu überzeugen.
Ich kann Romane darüber verfassen, warum ich dem Mann trotz einer antifeministischen Grundhaltung, gleichgestellt sein kann und auch ein total selbstständiges Mädchen bin. Ich werde erst an dem Punkt etwas verändern, wenn ich nach meinen eigenen Prämissen handle.
Wenn ich z.B. eine gleichgestellte Aktivistin sein will, bitteschön: Dann ließ, informier dich, leiste halt das gleiche was dein männlicher Kamerad leistet. Jeder wird schnell genug merken, dass das tatsächliche Handeln weitaus schwieriger ist als die Theorie dahinter. Auch eine Frauenquote wird der Frau nicht mehr Respekt einbringen, eher im Gegenteil.

Und da bin ich wieder so halb bei den Feministen: ich möchte gerne mit den Jungs mitlaufen, Ich möchte den ganzen Tag rauchen und Hosen tragen, ohne dass man mit unterstellt "unfeminin" zu sein. Aber entgegen der modernen Feministen schätze ich eben auch meine Weiblichkeit und weiss, dass ich irgendwann an meine Grenzen stoße und dass es Dinge gibt, die Männer einfach besser können als Frauen und das fängt beim prügeln an. Trotz allem möchte ich am Ende des Tages in die Arme eines Mannes fallen und mich geschützt fühlen. Das eine muss das andere ja irgendwie nicht ausschließen, auch wenn es immer so dargestellt wird, als wäre ich nur konsequent wenn ich mich für oder gegen den schützenden Mann entscheide.

Feminismus ist so ein politischer Kampfbegriff, den ich nicht nur schwierig finde sondern in seiner gesamten Konnotation auch ziemlich widerlich. Viele grundsätzliche Ideen, der uns der heutige Feminismus vorzustellen hat, sind meiner Meinung nach sehr wichtig und gut, ich stehe ihnen nicht grundsätzlich abgeneigt gegenüber, nur weil sie mit dem Label „Feminismus“ versehen sind. Das, was  mir bauchschmerzen bereitet, ist eher das, was dann daraus gemacht wird. Das gleiche gilt leider auch für den Antifeminismus.

Ein Beispiel: Mir ist ein „Nein“ noch wichtiger als ein „Ja“. Was soll das jetzt heissen?
Ich finde es wichtig, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass Sex zwischen zwei Menschen nur dann in Ordnung ist, wenn es vorher ein absolutes Einverständnis beider Parteien gab. Das bedeutet nicht, dass man jetzt jedes mal einen Vertrag aushandeln und unterschreiben muss, das bedeutet auch nicht, dass man sich jedes mal klar und deutlich wörtlich ein „ja, ich will.“ aussprechen muss, da reichen auch eindeutige Signale. Eine frau die betrunken ist und sich einfach nur nicht wehrt, hat z.b. kein eindeutiges ja von sich gegeben, weder durch Wort und Tat, noch durch Kleidung oder Verhalten.
Viel wichtiger ist mir aber das „Nein“ - denn egal wie überzeugt ich noch vor 5 Minuten war, merke ich vielleicht plötzlich, jetzt wo die Sache ernst wird, dass ich irgendwie doch nicht mehr will. Und selbst wenn ich splitterfasernackt vor meinem Gegenüber sitze, habe ich das Recht „Nein!“ zu sagen – und nein heisst nein.

Und hier ist der Knackpunkt: ich finde es wahnsinnig wichtig und gut dass ein Bewusstsein für „nein heisst nein“ geschaffen wird. Viele Frauen müssen da an sich arbeiten, denn einige trauen sich nicht einmal „nein“ zu sagen und machen mit, aus einem schlechten Gewissen, weil sie sich durch irgendetwas verpflichtet fühlen. Einige Männer werden jetzt vielleicht sagen „hä, ist doch selbstverständlich dass nein halt nein heisst." wenn ihr das so von euch sagen könnt: mega geile Sache! Gibt aber leider genug Männer, die in eben oben genannter Situation komplett ausrasten und ein „nein“ nicht so leicht akzeptieren, weil sie auf das vorher durch Signale erteilte „ja“ bestehen.

Grundsätzlich also eine total gute Sache. Was der moderne Feminismus daraus macht, lässt mich dann aber wieder zurückschrecken: ich sehe hysterisch schreiende, nackte frauen, die die Männer für all das Elend der Welt verantwortlich machen und so tun, als würden sie für mich, unterdrückte, das Wort ergreifen. Und es leider nicht akzeptieren, wenn ich dazu „nein.“ sage.

Ich finde es gut, dass es Medien gibt, die sich speziell mit diesem Thema Feminismus befassen. Hätte es keine Leute gegeben, die öffentlich dazu Stellung beziehen, wäre ich jetzt wahrscheinlich eine Frauenhasserin die unglücklich mit ihrem Körper ist.

Das was mich jedoch am meisten enttäuscht ist, dass sich die westlichen Feministinnen mit solchen "Luxusproblemen" beschäftigen, jedoch wegschauen, wenn es um die reale, unmittelbare Bedrohung der emanzipierten Frauenrolle in unserer Gesellschaft geht.

Und da spreche ich von der akutesten Bedrohung, die Frauen in Deutschland momentan im öffentlichen Raum erleiden müssen: importierte sexuelle Gewalt durch Migranten.

Das Thema fällt mir gerade deshalb schwer, weil der schwerste sexuelle Übergriff den ich bisher am eigenen Leib erfahren musste, von einem deutschen Mann ausging.
Ja, wir haben hier vielleicht auch Probleme mit deutschen Männern in Deutschland, das ist aber ein ganz anderes Kaliber.

Ich gebe da nicht den Migranten an sich in ihrem Wesen die schuld, sondern stelle schlichtweg fest, dass ein Großteil der Migranten aus Kulturkreisen kommt, die man aus feministischer Sicht als problematisch ansehen muss: Vergewaltigungen in weitaus radikalerer Form sind dort an der Tagesordnung, Beschneidung, Verschleierung, Ehrenmord, radikal patriarchalische Verhältnisse, Sexsklaverei, Leibeigenschaft, usw.

Wieso also, schweigen ausgerechnet die Feministen zu solchen Themen nur aus der falschen angst heraus, als rassistisch bezeichnet zu werden.

Wenn wir diese realen probleme nicht angehen, katapultieren wir uns mit einem Schlag komplett zurück und können mit der Gleichberechtigung der Frau wieder bei 0 anfangen. Menschen aus anderen, vor allem islamistischen Kulturkreisen kennen nicht das Verhältnis zu Frauen, was in Europa ein Selbtverständliches ist. Im Gegenteil, sie verachten es. Da kann man nicht so arrogant sein und unser europäisches Frauenbild ganz einfach voraussetzen. Linke behaupten gerne das hätte nichts mit Nationalität zu tun sondern damit,ob man ein "Arschloch" ist oder nicht. Und diese Blindheit dafür dass wir mit einer extrem dominanten und selbstbewussten Kultur und ihren Kulturträgern zu tun haben, die sich nicht einfach durch "Integration" innerhalb von ein paar Wochen unser westliches Frauenbild aneignen werden, sondern im Gegenteil sogar die Degradierung der Frau in die Mitte unsrer Gesellschaft tragen werden, wird fatal sein.

Donnerstag, 30. Juni 2016

Wenn Frauen Frauen hassen



Ich habe das Thema lange gemieden, weil ich keine Lust auf das Popoweh derjenigen hatte, für die das Ganze zu feministisch klingt.
Da es mich aber zunehmend, vor allem als eine der wenigen weiblichen rechtspolitischen Aktivistinnen, beschäftigt, kotz ich mich lieber jetzt aus, bevor ich explodiere.

Die Frage, weshalb sich so wenige Frauen von Politik, vor allem politischem Aktivismus angezogen fühlen, ist schwierig genug zu beantworten. Weshalb aber ist es so, dass es meistens die Frauen selbst sind, die andere Frauen fernhalten oder bewusst vergraulen?

Egal ob im Politischen oder in komplett anderen Bereichen - zwischen Frauen herrscht immer eine Stimmung der Konkurrenz. Da ist es egal, ob es sich um die beste Freundin oder die Erzfeindin handelt - das ist einfach gestört.

Ich habe lange genug selbst an dieser hysterischen, haltlosen und saudummen Art gelitten. Sicher bin ich nicht ganz geheilt davon, dazu reg ich mich auch viel zu gerne auf. Es liegt vielleicht in der irrational-emotionalen Natur der Frau, dass ich es auch möglicherweise nie sein werde. Seitdem ich mich aber mit diesen Gefühlen auseinandersetze und die Notwendigkeit erkannt habe, mich selbst zu zügeln, geht es mir einfach besser – vor allem mit mir selbst.

Den irrationalen Hass zwischen Frauen zu beenden bedeutet nicht, dass man nun jede andere Frau gern haben muss oder sich gar zusammenrotten muss, in einer fast homoerotischen Gemeinschaft, um im besten Falle noch die Männerwelt zum Ursprung allen Elends zu küren.

Es bedeutet aber, dass wir als Frauen aufhören müssen andere Frauen dafür zu erniedrigen, dass sie Frauen sind. Wir müssen diesen Wettkampf beenden, der uns selbst krank macht, in dem wir uns immer nur von den anderen Frauen distanzieren und versuchen uns besser aussehen zu lassen. Ein gesunder Stolz darauf, eine Frau zu sein, anstatt immer wieder zu behaupten, man sei ja gar nicht wie die anderen. Aufhören andere Frauen vor allem im Konkurrenzkampf um männliches Ansehen auf hinterhältigste Weise mit Füßen zu treten.

Wir müssen lernen, dass der Erfolg anderer Frauen nicht unsere Niederlage bedeutet. Wir müssen lernen andere zu schätzen, ohne uns selbst in Frage zu stellen - denn genau dieses Verhalten ist das, was wir als verachtungswürdig empfinden.

Wir sollten diesen Wettkampf im Positiven nutzen, um uns anzuspornen und um aneinander wachsen zu können. Wir sollten mehr kameradschaftliche Gefühle empfinden, die uns eine Freundschaft zu einem Mann ebensowenig geben kann, wie die Freundschaft eines Mannes zu einer Frau. Wir müssen die unersetzbaren Vorzüge des innigen Verhältnisses zu Geschlechtsgenossen wiederentdecken.

Frauen sollten endlich anfangen andere Frauen zu ermutigen, anstatt in Hass, Neid und Missgunst unterzugehen.

Mittwoch, 15. Juli 2015

Warum es mir nicht mehr so schwer fällt Essen zu verlassen



Eine völlig verwitterte Rot-Weiss-Essen Fahne die fahl an einem schmutzigen Stahlgitter eines leeren Balkons hängt, darunter am Haus noch eine alte Werbetafel für Autozubehör, im 90er Jahre Stil.

Obwohl ich Fußball hasse, sind das die Momente die meinen Lokalpatriotismus noch einmal aufflackern lassen. Das Geschäft für Autozubehör hat sicher schon vor Jahren geschlossen - in den 90ern wurde es sicher betrieben von Kalle - 35, Raucher, Vorkuhila - der mit seinen Kollegen vor dem Laden stand und den rot lackierten VW Scirocco mit Leopardenfell Sitzbezügen aufmotzte. Ja, das klingt asozial - aber ich finde es charmant. Charmant wie all die anderen Vorstellungen die ich davon habe, wie meine schmutzige, triste, Großstadt mal gewesen sein muss.

Aber, aber! Was ist denn mit unserer wunderbaren Ruhrpott Kultur! - Kultur? - diese Stadt ist gesichtslos und ich klammere mich an meine romantische Vorstellung vom kleinen, einfachen aber zufriedenen Arbeiter, dem Kumpel, der nach seinem Feierabend mit seinen Kollegen an einer der mannigfaltigen "Büdchen" steht, sein Bier trinkt, während ein paar Kinder vor den nummerierten Kästen der zäh gewordenen Weingummis stehen und sich eine "gemischte Tüte - aber ohne Lakritze bitte!" zusammenstellen lassen. Diese Büdchen, die heute kaum noch da sind und wenn, umfunktioniert wurden zum sterilen, verchromten, mit lilanen und blauen Neonlichtern beleuchteten, begehbaren Nachtkiosk - wie in jeder anderen Stadt eben auch.

Traurig gehe ich an den Postkarten Ständen vorbei und halb glücklich, halb fremdschämend sehe diesen billigen Versuch den Ruhrpott Dialekt auf die Karten zu drucken, damit man es seinen Freunden und Verwandten zur Belustigung schicken kann, während selbst dieser schmutzige aber herzliche Dialekt, an den man sich gerade so noch erinnert, eigentlich kaum noch von irgendwem gesprochen wird.

Andere Postkarten zeigen dann die Zeche Zollverein. Ja, das muss unsere wunderbare Ruhrpott Kultur sein - Weltkulturerbe... dass ich nicht lache. Diese auf Tourismus zugeschnittene, auf Hochglanz polierte Dreckszeche, die auch schon, wie alle anderen, abgerissen worden wäre, würde sie nicht so viel Geld einbringen.

Alles was von unserer Kultur übrig geblieben ist, sind Fragmente, mit denen wir uns schmücken aber höchstens noch aus unserer Kindheit kennen - und alles was mich hier hält sind die Erzählungen meines Vaters und meine Freunde, deren Herzen genauso für diesen schmutzigen, asozialen Charme schlagen wie meines, mit denen ich mich daran sehnsuchtsvoll festklammern kann, während ich mir eingestehen muss dass es in ein paar Jahren hier so sein wird wie überall anders eben auch. Alles was ich liebe wird ausgestorben sein und über die Kultur unserer kulturlosen Stadt wird dann gesprochen wie man etwa wage und mystisch über Wicca Kulte spricht.

Es tut mir nicht weh Essen zu verlassen, es tut mir weh die sterbenden, röchelnden Überreste, an die ich mich verzweifelt und erfolglos klammere zu verlassen und mir einzugestehen... dass es sich einfach nicht mehr nach meinem Zuhause anfühlt.  

Mittwoch, 25. März 2015

Spontane Selbstentzündung - Meine Antwort auf den offenen Brief an Herrn Ksyk

Nachdem nun schon so viel mit Euphemismen wie "Zivilcourage" um sich geworfen wurde, möchte ich nun auch etwas ausholen.
Obwohl ich zuvor noch nie vom gefährlichsten, rechtsterroristischsten Lehrer Deutschlands, nämlich Herrn Ksyk a.k.a Adolf Hitler gehört habe, lehne ich mich auf - nicht etwa gegen diese Aktion als eine Privatangelegenheit einer Schule, sondern viel eher gegen diese Aktion als Repräsentative der ideologischen Indoktrination, die unsere Gesellschaft erleiden muss und jeden mundtot macht und degradiert, der sich dagegen auflehnt.
Obwohl ich also befürchten muss, am Ende meiner Worte ebenfalls zu einem rechtsextremen, gesellschaftsunfähigen Schwerverbrecher verdreht zu werden, möchte ich Zivilcourage beweisen und meine 5 Pfennig dazu abgeben. (Scheiße, habe ich gerade Pfennig gesagt? Dabei sind wir doch schon beim Cent angekommen - ewiggestriger Nazi!)
Mein Lob zuvor: Es wurde hier immerhin besser recherchiert, als in den meisten anderen "Medienberichten", auf die man im offenen Brief bezieht - diese sind nämlich meist ebenso einseitig geschrieben wie der Vortrag von Herr Ksyk dargestellt wird. Oder ebenso einseitig wie der offene Brief, kann man sich aussuchen.
Eigentlich ist es schon fast unnütz geworden, sich die Mühe zu machen, sich zu erklären. Sobald etwas rechts oder konservativ anmutet, wird einfach die Nazikeule geschwungen und aufs dritte Reich verwiesen - so ist man schließlich auf der sicheren Seite, da es in jedem ein solches Schuldgefühl hervorruft, dass man eigentlich lieber schweigen möchte.
Aber Feigheit ist das Geschlecht unserer Zeit, unserer stolzlos kriechenden Gesellschaft. Frei von Courage zur Selbstachtung, immerzu geduckt vor dem Urteil derjenigen, von welchen gehasst zu werden eine feierliche Errungenschaft sein sollte. Die eigenen Werte verraten für den Moment der Ruhe und des nichtigen Ansehens - Glückseligkeit für Blindheit! - Ist ja auch viel einfacher, als sich eine eigene Meinung zu bilden.
Man muss doch bereifen können, dass die Dinge nicht zwangsweise so sein müssen, wie sie unreflektiert dargestellt werden (Ich möchte an dieser Stelle zur leichten Kost auf den Film "Die 10 Geschworenen" hinweisen).
Ja, das ganze Feld von Studentenverbindungen ist breit gefächert, so auch das der Burschenschaften und da erst einmal durchzublicken ist schon eine Herausforderung für sich - die Dinge aber im Kern zu begreifen und zu durchblicken, das kann ich eigentlich nicht einmal wirklich erwarten - aber ich kann erwarten, dass dann vorsichtiger und weniger selbstbeweihräuchernd damit umgegangen wird. Ebenso hätte ich erwarten können, dass auch mit Veranstaltungen wie dem "Zwischentag" reflektierter umgegangen wird - aber so ist das "hätte, hätte Fahrradkette". Auch wenn man kein Freund vom Ganzen ist, sollte man in der Lage sein nicht gleich alles in seiner Panik und seiner Angst in die extreme Richtung zu drücken und sofort als "Hitler, Nazi, verbieten!" abzustempeln.
Weshalb Herr Ksyk in einer "Deutsche Burschenschaft" ist, das kann ich nicht einschätzen. Ich kann aber einschätzen dass "Deutsche Burschenschaft" nicht gleich"Deutsche Burschenschaft" ist auch wenn es die geilen, zuverlässigen Medienberichte gerne anders darstellen - aber die Erde war ja auch mal eine Scheibe und wer etwas dagegen sagte, musste dann leider leiden, so ist das nun mal.
Versuchen wir das Ganze mal ganz stupide anzugehen:
Ich bin in der Fußballmannschaft XYZ - ich bin mit Fußball aufgewachsen und bin diesem Verein beigetreten, sobald ich konnte. Fußball ist alles für mich. Wir gehören zu den aller besten Fußballern der Welt, wir lieben Fußball aufs Äußerste! In eine andere Mannschaft möchte ich nicht, da ich die Art und Weise wie traditionell mit Fußball umgegangen wird sehr schätze und nirgends anders finde. Nach einer Zeit merke ich aber wie unser Stürmer Fritz-Heinrich Deutschmann anfängt sich mit der NPD zu befassen. Das ist schrecklich aber Fritz ist mein Freund und obwohl die Gesellschaft mich und ihn dafür verurteilt, bleiben wir Freunde - mein Verein respektiert zum Glück die Freiheit von Fritz. Ich finde es überhaupt nicht toll, was Fritz macht aber Fritz bleibt mein Freund. Außerdem ist er ein prima Stürmer.
Ich ziehe um nach Gießen, dort haben wir eine befreundete Mannschaft, die Leute kenne ich schon, die sind auch ganz genauso drauf wie wir, bei denen bin ich gut aufgehoben. Auf einer Reise mit dem Team sind wir alle komplett betrunken - alle haben Spaß, bis Friedrich Reichmann besonders lustig sein will und ein Kreuz anzündet. Damit macht man aber keine Späße, Friedrich! Friedrich muss die Mannschaft verlassen aber dank ihm denkt nun jeder, wir wären keine Fußball Mannschaft, sondern ein als solche getarnter Ku-Klux-Klan!
Sollte ich die Fußballmannschaft wechseln? Alles was ich liebe und womit ich groß geworden bin aufgeben, weil es solche Leute bei mir gibt? Sollte ich ganz mit dem Fußball aufhören, werde ich irgendwo anders Anschluß finden, gibt es irgendwo nicht die Gefahr mit rechtem Gedankengut in Kontakt zu kommen? Ich könnte Messdiener werden... ach nein, in der Kirche gab es ja mal Kinderschänder-Affären, da komm ich auch nicht mehr raus. Ich bin in einer Zwickmühle. Diese Fußballmannschaft ist das Schönste was mir passiert ist, ich bin damit groß geworden, ich kann gar nicht anders - aber niemand ist mehr in der Lage neutral auf meine Mannschaft zu sehen weil öffentlich erbarmungslos gehetzt wird... und obwohl ich doch einfach nur Fußball liebe, werde ich meinen Job verlieren, meine Frau wird sich von mir scheiden lassen, meine Kinder reden nicht mehr mit mir - vielleicht bringe ich mich um, hoffentlich ist der Sensenmann kein Nazi. Und wenn, gibt es hoffentlich keine gesellschaftliche Macht, die den lieben Gott darauf aufmerksam macht, sonst habe ich ja gar keine Chance mehr auf den Himmel.
Ich denke mein Punkt ist auf dämliche weise klar rüber gekommen.
Es kann doch nicht sein, dass hier ein Lehrer ausspioniert wird, ihm sein privates Leben dann so ausgelegt wird, dass es zur extremen Belastung wird und ihm ein neues, anderes Leben diktiert wird, das er nicht leben möchte, was aber gesellschaftsfähiger ist.
Herr Ksyk wird mundtot gemacht, ihm wird seine Freiheit, seine Privatsphäre entzogen, seine Entfaltung wird ihm untersagt, er hat sich dem Willen zu beugen - aber diese Diktatur kommt ja von links, deswegen ist es nicht so schlimm.
Natürlich sehe ich die Problematik, dass Herr Ksyk auch noch ausgerechnet Politiklehrer ist.
Aber ich habe kein einziges Wort über seine Lehrerqualitäten gehört. Kein einziges Wort darüber, ob er fähig ist die Dinge objektiv und spannend zu veranschaulichen. Ich frage mich wie man über ihn reden würde, wenn das Internet nicht genug Fläche zur Spionage für gelangweilte Jugendliche bieten würde und man gar nichts über sein Privatleben wüsste.
Wer weiß, vielleicht war der beste Lehrer den ich hatte, der mich mit seiner Begeisterung angesteckt hat, mich motiviert hat, mich inspiriert hat, mir die Schulzeit angenehm gemacht hat ja auch ein Nazi - nur zum Glück weiß ich es nicht.
Es ist schon spannend, wie man sich hier die Mühe gemacht hat, Herrn Ksyk bis ins kleinste Detail auszuspionieren, um ihn zu etwas Minderwertigem, Aussätzigem degradieren zu können und sein Leben zu ruinieren - ganz ähnlich wie unter der Hitlerdiktatur. Schämt ihr euch nicht wenigstens ein Bisschen?
Ich appelliere nicht daran alles bedingungslos zu tolerieren und zu akzeptieren und schön still zu halten - das ist das Letzte was ich möchte. Ich appelliere aber daran, mal seinen Verstand einzuschalten und zu reflektieren - denn an Reflexion fehlt es grundlegend in unserer Gesellschaft. Und ein Extrem durch ein anderes Extrem bekämpfen zu wollen, macht das Ganze nicht gerade schmackhaft für mich, sondern bringt mich nur von der einen Panik zur nächsten. Wenn das die Jugend ist, die für mich das Wort ergreift, während sie meinen Mund erstickend zuhält, ideologisch-autoritär diskriminiert, radikal verurteilt und erbarmungs- und geschmacklos angreift, während sie glaubt der Demokratie etwas gutes zu tun, dann fürchte ich mich vor der Zukunft.
Mit den Besten Grüßen,
M.
Ihr fragt euch jetzt sicher warum ich nicht unter meinem vollen Namen handeln möchte - aber ihr seht ja was passiert, wenn man in die gierigen Klauen der ideologischen Indoktrination gerät. Schade nur, dass ich deutsch bin und meine Herkunft aus einem anderen Land nicht überbetonen kann, so gilt meine Meinung leider nur halb so viel.

Montag, 1. Dezember 2014

Unsere unromantische Zeit




Ich komme einmal wieder zu meinem Lieblingsthema: die Liebe.

Wer sind die Bösen, wenn es um die Liebe geht? Sind es die Frauen oder doch eher die Männer? Sind Frauen psychopathische, hinterlistige Flittchen, die Männerherzen herausreißen und in einem Stück gierig verschlingen oder sind Männer emotionslose, kaltblütige Schweine und Mörder weiblichen Vertrauens? Wer darf den ersten Stein schmeißen?

Da ich in der vergangenen Zeit viele Diskussionen dazu führte und viele Berichte dazu las, die zwar vereinzelt sehr gut geschrieben und auch in sich schlüssig waren, jedoch meistens einseitig und schuldzuweisend mit dem Finger zeigten, möchte ich mich auch hierzu nach gegebenem Leitsatz "Melanie regt sich auf" darüber im Folgenden echauffieren.

Offen gestanden, ist es mir völlig egal wer angefangen hat - Meines Erachtens nach drückt der Schuh ohnehin an einer ganz anderen Stelle: Aufrichtige Liebe und romantische Seelen haben keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft.

Es ist keine Frage von Mann oder Frau, beide Gruppen sind - vielleicht auf unterschiedliche Weisen aber dennoch - gleichermaßen schlimm. Unsere Gesellschaft ist verwahrlost und verdorben. Sitte und vor allem moralische Werte sind Dinge über die die Allgemeinheit eigentlich nicht mehr reflektieren möchte - ist ja auch viel bequemer sich von unserer sexuell aufgeschlossenen und emanzipierten Gesellschaft inspirieren zu lassen, sich seinen stupidesten Trieben unreflektiert hinzugeben, sich den modernen Denkern angehörig zu fühlen während man primitiv zurück schreitet, um später zwischen den Sorgen, die einen noch von "Berlin Tag und Nacht" plagen und dem abendlichen Discobesuch, nachdem man mit seinem 321. Partner Schluss gemacht hat, einen Schuldigen zu suchen während man  sich darüber beschwert, wo denn die Liebe geblieben ist.

Die Menschen in unserer Gesellschaft scheinen zunehmend vom aufrichtigen, romantischen Lieben gelangweilt zu sein und verlernen es in ihrer ungeduldigen Schnelllebigkeit. Die Menschen haben Angst vor dem Alleinsein. Mit fortschreitendem Alter haben viele wohl auch Angst nichts mehr ab zubekommen oder sind schlicht so ungeduldig, dass sie nicht warten wollen, bis sie den "richtigen" Partner gefunden haben oder zu undiszipliniert, sich am Riemen zu reißen, wenn sie jemanden vor sich haben, der zwar nicht "richtig" aber temporär "appetitlich" ist.

In Diskussionen wird man sich nicht selten mit der Frage auseinander setzen müssen, ob eine kitschige Sicht auf die Liebe nicht "naiv" ist - und diese Denkweise stimmt mich traurig, weil sie den Charakter unserer Zeit beschreibt.

Naivität beinhaltet immer ein Stück Blindheit, den Glauben an etwas Unrealistisches.
Ist es so naiv, daran festzuhalten auf jemanden warten zu wollen, der außergewöhnlich ist? Dass man erst zu leben beginnen wird, wenn derjenige auftaucht und weiß dass man sterben wird, wenn er eines Tages nicht mehr da sein wird? Sein Name dann auch Jahre später noch wehtun wird?

Wo bleibt der Selbstwert, wenn man den Vergleich einmal hatte? Wie kann ich es vor mir selbst verantworten jemanden zu wählen, den ich nicht mit einer solchen Inbrunst lieben kann? Sollte ich nicht allein um meiner Selbst Willen, wenn schon nicht für die arme andere Seele, die mich vielleicht mit eben dieser Liebe vergöttert, auf so jemanden warten, als aus Angst vor Einsamkeit jemanden willkürlich auszuwählen?

Ich halte es nicht für unrealistisch und naiv ein Feuer in mir brennen zu haben und schützen zu wollen, dessen Flamme mit den Jahren immer weiter schrumpft und erkaltet.
Ich halte es nicht für unrealistisch auf eine solche Liebe zu warten - ich halte es nur für eine unglaubliche Seltenheit als hoffnungsloser Romantiker in unserer Zeit noch eine andere stürmende und drängende Seele zu finden.

Anstatt mit dem Finger auf die Anderen zu zeigen, sollte man vielleicht erst einmal über sich selbst, seine Bedürfnisse und seine Gefühle reflektieren und darüber ob man den Verfall der Liebe unterstützen möchte und vor sich selbst rechtfertigen kann - ich wiederhole mich hier gerne aus älteren Beiträgen: Nur die wenigsten von uns werden diesen Stein werfen können, ohne dass der Dreck für alle sichtbar an den eigenen Händen kleben bleibt.

Natürlich ist das nicht jedermanns Sache - es gibt sicher Menschen, die das gar nicht so brauchen und ständig wechselnde Partner "auf gut Glück" super finden. Diejenigen wird dann auch mein negativer Ton zu dieser Einstellung nicht stören. Natürlich sollte man auch vielleicht nicht so radikal sein, wie ich es darstelle - doch wer einen Funken Sehnsucht nach kitschiger Liebe in sich trägt, wird meine Wut vielleicht nachempfinden können. Es ist vielleicht nichts verwerfliches daran, auch mal "Spaß" zu haben, in den tausenden Jahren, die man auf die "richtige" Person wartet - Nur sollte ich lernen über solche Dinge offen und direkt zu sprechen und nicht den Namen der Liebe weiter durch solche Handlungen zu verunglimpfen. Ich kann nur nicht alle paar Tage meinen Partner wechseln, Menschen mit dem Wort "Liebe" überhäufen, obwohl ich eigentlich nur ein Bisschen Spaß haben will und mich dann beschweren, dass ich niemanden finde, dem ich vertrauen kann und der es Ernst mit mir meint.

Ich halte es für naiv an den Begriff der Liebe festzuhalten zu wollen, während man nicht einmal bereit ist dafür zu leiden.


"Never allow loneliness drive you into the arms of someone you don't belong with."



Dienstag, 2. September 2014

Erbitterung



Feigheit ist das Geschlecht unserer Zeit, unserer stolzlos kriechenden Gesellschaft. 
Frei von Courage zur Selbstachtung, immerzu geduckt vor dem Urteil derjenigen, von welchen gehasst zu werden eine feierliche Errungenschaft sein sollte. Die eigenen Werte verraten für den Moment der Ruhe und des nichtigen Ansehens - Glückseligkeit für Blindheit!

Sonntag, 8. Juni 2014

Liebe ist nicht gleich Liebe.




Nur mal meine ganz persönliche Meinung. Ich will niemandem etwas aufzwingen oder irgendwelche allgemeingültigen Richtlinien oder Lösungen aufstellen - nur vielleicht mal einen kleinen Denkanstoß geben.

Wir haben ein grundsätzliches Problem mit der sogenannten Liebe in unserer Gesellschaft - und dieses Problem findet ihren Ursprung, so wie die meisten anderen Probleme auch, in einem Missverständnis, das auf mangelnder Reflexion gründet.

Vorweg: Ich führe ein lächerlich kitschiges Leben wie der junge Werther - Der gesamte Sinn, den ich meiner Existenz und meinem Fortstreben zuschreibe ist die Liebe. Alles in mir ist romantisch verklärt - ich bin also kein verbitterter Nihilist, der die Arme verschränkt um allen den Spaß zu verderben, ich bin eher im Gegenteil überemotional-theatralisch-romantisch.
Ja, tatsächlich: Amare et sapere vix deo conceditur - Lieben und gleichzeitig vernünftig sein, das vermag nicht einmal ein Gott. Aber selbst so ein hoffnungsloser Fall wie ich, der auch nicht immer alles vernünftig macht, sollte doch zumindest fähig sein die Augen zu öffnen, zu reflektieren und es beim nächsten Mal besser zu machen - Gefährliche Gefühle,die mich blind machen wollen, in der Vernunft ersticken.

Wir haben zweierlei Grundprobleme:

1.) Leute "verlieben sich auf den ersten Blick"
Sprich: Wir finden jemanden aufgrund seiner Erscheinung - ganz gleich ob damit sein reines Aussehen gemeint ist, seine Ausstrahlung, sein Charisma, etc. - so attraktiv, dass ein Gefühl der "Verliebtheit" einsetzt.
Daran hängen sich nun die Meisten auf, verlieben sich nicht in einen Menschen, sondern in eine Hülle, die sie verklären. Heißt im Klartext: Wir beginnen Menschen Eigenschaften zuzuschreiben, von denen wir uns überhaupt nicht sicher sein können, ob sie sie überhaupt besitzen. Wir projezieren eine Persönlichkeit in diese Hülle hinein, die wir sehen wollen und verlieben uns dann in einen Geist den wir selbst erschaffen haben und nicht tatsächlich erfahren haben. Glorifizierung.
Selbstverständlich habe ich das an mir selbst auch schon mehr als einmal erlebt und selbstverständlich tappe ich auch hin und wieder in diese Falle aber genau hier ist der Punkt an dem man ungemütlicherweise die Zähne zusammenbeißen muss und etwas aufbringen muss, was sich "Geduld" nennt: wir müssen diesen Menschen kennen lernen, um herauszufinden, ob wir uns tatsächlich in ihn verliebt haben oder ob wir uns in unsere Vorstellung verliebt haben.
Wir verrennen uns vielleicht sogar in einen Menschen, der eigentlich überhaupt gar kein Interesse hat - haben ihn aber auch schon längst glorifiziert und trauern dann den Rest unseres Lebens einem Menschen hinterher, den es so eigentlich nie wirklich, sondern nur in unserer Vorstellung gegeben hat.
 Erstaunlicherweise wählen die Wenigsten einen Partner der vernünftig für sie wäre, sondern lediglich den besonders Spannenden, so unvernünftig dieser auch zu sein scheint. Am interessantesten ist ja bekanntlich das, was man nicht haben kann.

Nun haben es aber einige eilig - weshalb? Wenn mein Gegenüber nicht bereit ist diese Zeit aufzubringen, sollten wir es sowieso vergessen. Ja, natürlich ist das verlockend und im Hinblick auf das hübsche Gesicht was wir vor uns sehen solch eine Zeitverschwendung! Aber wenn ich mir nicht im Voraus die Zeit nehme mein Gegenüber zu demaskieren, werde ich das in meiner sogenannten Beziehung nachholen müssen und das gibt nach spätestens einem Jahr bekannterweise immer ganz großen Knatsch, weil man dann endlich gemerkt hat, dass der Partner ja "gar nicht so ist wie man ihn kennengelernt hat". Sprich: gar nicht so ist, wie man ihn eigentlich gern gehabt hätte, weil man blind an eine lächerliche Vorstellung festhielt.

2.) Wir haben Angst davor nicht verliebt zu sein.
Ja, so ein Zustand in dem man völlig allein ist, nicht einmal für jemanden schwärmen kann, der ist kompliziert, weil wir die Zeit die uns dadurch gegeben wird ja auch viel zu gut dafür nutzen könnten, uns mal selbst zu erfassen - wer wir sind, wer wir sein wollen und vor allem was wir eigentlich wollen und suchen.

So passiert es häufig dass man Menschen kennen lernt, die anziehend aber nicht umwerfend sind, die hübsch anzusehen sind aber keine Ausstrahlung haben, die einen mit ihrem Aussehen ganz rasend machen, innerlich aber uninteressanter nicht sein könnten, die man eigentlich nicht will, die einen aber so liebevoll umwerben dass man sich von seinem schlechten Gewissen gezwungen fühlt, die eigentlich in gar keiner Hinsicht anziehend wirken, die aber gerade da sind, etc. etc. etc.

Weil man aber so gerne verliebt wäre, beginnt man sich das, was da ist schön zu reden. Ob das jetzt das Aussehen betrifft oder irgendeinen beliebigen anderen Faktor, das spielt hierbei keine Rolle. Oft belügt man sich auch selbst ganz feige mit den Worten "Vielleicht braucht das nur Zeit."
Sind wir mal ehrlich: wenn wir uns tatsächlich und unweigerlich verlieben, dann gibt es keine Ausreden oder Beschönigungen mehr, dann ist alles schön und alle Komplikationen sind Nichtigkeiten. Man denkt nicht mehr "iehbah!" sondern "oh nein, wie rebellisch!" wenn der Liebste Drogen nimmt. Dann verschiebt man keine Treffen bis ins Unendliche, dann denkt man nicht darüber nach ob das mit der weiten Entfernung so klappen könnte, ob man sich an Problemchen XY nicht irgendwann gewöhnen könnte, ob Person XY dann noch mit einem redet, und so weiter.
Das muss ja nicht zwangsweise auf den ersten Blick passieren aber wenn dieses Grundgefühl nicht irgendwann gegeben ist, dann sollte man es besser ganz bleiben lassen. Und wenn das Grundgefühl eintritt, sollte man sich vielleicht meine Vorrede aus Punkt 1 noch mal zu Herzen nehmen.

Ein Mittelweg erscheint mir ganz sinnvoll. Ja, ich weiß - das ist ungemütlich mal etwas nachzudenken. Ja, ich weiß, das nimmt auch den ganzen Zauber, der uns so beneidenswert in den ganzen süßen Disney Filmen vorgelebt wird, wenn man die Schmetterlinge im Bauch so trocken analysieren muss - aber ansonsten bekommt man anstatt dessen frauenfreundliche Hochglanz-Pornos mit romantischem Vorspiel. So viel sollten einem jedoch nicht nur die Gefühle des Gegenübers wert sein, sondern vor allem wir selbst sollten uns doch so viel Wert sein - uns erst zu erbarmen, wenn wir das gefunden haben, was wir wirklich wollen. Wenn wir uns in keinerlei Hinsicht mehr nach irgendwem anders umdrehen würden.
Aber da wären wir wieder am Anfang: Dafür müsste man sich ja erst einmal die Zeit nehmen intensiv darüber nachzudenken, was man denn überhaupt will. (Und ja, man muss sich im Laufe seines Lebens vielleicht auch ein paar Mal vertan haben und Fehler gemacht sowie erkannt haben, um herausfinden zu können was man will - das schließe ich gar nicht aus)

Ich beglückwünsche an dieser Stelle auch ganz herzlich diejenigen, die eine glückliche, lange Beziehung führen, obwohl sie völlig entgegengesetzt handelten - ich erdreiste mir zu behaupten, dass ihr die Ausnahme seid. (Manche vielleicht auch einfach nur nicht besonders wählerisch.)

Gerade deshalb ist "Liebe" so ein abgedroschener Begriff, mit dem jeder im Übermaß um sich wirft, wenn es nur ein bisschen im Bauch - wahlweise auch woanders - kribbelt.
Das mag nun meinetwegen auch konservativ und veraltet klingen. In dem Fall bin ich das dann sehr gerne. Es kann ja auch jeder machen, was er gerne möchte - es gibt sicher auch Leute die das so brauchen. Ich möchte aber behaupten, dass sehr sehr Viele sehr sehr viel weniger Schweiß, Blut und Tränen investieren müssten, wenn sie einfach mal ein wenig Muße tun würden.

"Je suis un homme - je suis maître de ma peau."